Die Papierwahl: Bitte mehr Sinnlichkeit!

Print lebt. Aber für ein schönes Endergebnis braucht es das richtige Papier. Auswahlkriterien für eine durchdachte Druckentscheidung

Exlibris Blog Papier

Sobald der Druck eines Magazins, einer Broschüre oder der Visitenkarten ansteht, muss eine Papierwahl getroffen werden. Neben den technischen Druckeigenschaften sollten Umweltkriterien und vor allem auch die Haptik bedacht werden.

Druckereien beraten gern, doch sollte man eine Entscheidung erst treffen, wenn man das Papier auch selbst in den Händen gehalten und gespürt hat. Ein Plädoyer für Papiermuster.

Pantonefächer und Papiermuster

Die Qual der Wahl

Der internationale Papiermarkt ist groß und damit kaum überschaubar. Meist arbeiten Druckereien mit Hauptlieferanten und bieten vor allem deren Produkte an, sodass sich die Palette schon etwas reduziert. Auch wenn es heute kein Problem darstellt, international Druckaufträge zu vergeben, merkt man spätestens beim Vergleich der Angebote, dass die Papierpreise stark variieren, da beispielsweise italienische Druckereien Papiere italienischer Produzenten kostengünstiger anbieten können als solche ausländischer Papierhersteller. Es empfiehlt sich daher, die Druckerei um Alternativvorschläge mit denselben Spezifikationen zu bitten.

„Meist arbeiten Druckereien mit Hauptlieferanten und bieten vor allem deren Produkte an, sodass sich die Palette schon etwas reduziert.“

Papiereigenschaften

Die wichtigste Messgröße ist die Grammatur, also das Flächengewicht eines Papierbogens. Sie wird in Gramm pro Quadratmeter angegeben und entscheidet nicht nur über das Gewicht des gedruckten Endprodukts, sondern auch über die Stabilität: Je höher die Grammatur, desto stabiler bzw. steifer das Papier.

Das Papiervolumen gibt die Dicke des Papiers in Bezug auf die Grammatur an: Bei einem Volumen von 1 ist das Papier normal verarbeitet, bei 1,2 ist das Volumen in Bezug auf das Gewicht 20 Prozent größer. Im Klartext: Luft im Papier „bläst es auf“, macht es griffiger und stabiler, ohne dass es schwerer wird.

Entscheidet man sich für gestrichenes Papier (engl. coated), ist dessen Oberfläche mit einem Bindemittel veredelt: Es ist glatt, glänzt oder ist seidenmatt, und nimmt weniger Farbe auf. Damit ist ein feineres Druckraster und somit eine detaillierte und farbintensivere Wiedergabe möglich, weshalb es oft auch als Bilderddruckpapier bezeichnet wird. Der Trend geht derzeit in Richtung ungstrichenes Papier (engl. uncoated), dessen Oberfläche rauer bzw. fasriger ist und damit eine natürlichere Haptik hat. Da ungestrichenes Papier saugfähiger ist, können Details und Feinheiten im Druck verloren gehen. Hochwertige ungestrichene Papiere und ein für das gewählte Papier optimiertes Druck-PDF könnten die Nachteile im Druck jedoch gut ausgleichen.

Zu achten ist noch auf die Opazität, also die Papiertransparenz. Wenn das Gedruckte der Rückseite nicht durchscheinen soll, sollte der Opazitätsgrad nicht unter 80 Prozent liegen, 100 Prozent ist absolut blickdicht.

Weiß ist zudem nicht gleich Weiß, weshalb bei Papieren in den technischen Datenblättern immer auch der Weißgrad angegeben wird. In der Regel wählt man ein Papier nach dem optischen Eindruck aus, der Weißgrad und die anderen bereits besprochenen technischen Papiereigenschaften helfen jedoch, wenn man angebotene Papiere vergleichen will: Auf den Webseiten der Papierhersteller oder jenen von Papiergroßhändlern finden sich Papierdatenblätter zum Download, die alle wichtigen Parameter auflisten.

Eine Eigenschaft, die man beim Druck eigentlich voraussetzt, ist die richtige Laufrichtung des Papiers. Die Fasern eines Papiers verlaufen nämlich vorwiegend in eine Richtung, es liegt daher an der Druckerei, das gewünschte Papier für den eigenen Maschinenpark so zu bestellen, dass die Papierlaufrichtung mit der Richtung der Druckmaschine übereinstimmt. Da es für eine Druckerei oft günstiger sein kann, Papier mit der falschen Laufrichtung zu bestellen, ist Vorsicht geboten. Bei der Einholung von Angeboten sollte man auf die richtige Laufrichtung bestehen, denn Papier der falschen Laufrichtung macht das Endprodukt zu steif, was man insbesondere beim Aufschlagen einer Borschüre oder beim Blättern in einem Magazin spürt. Auch schlägt das Papier oft Wellen.

„Billiger geht immer. Aber gerade beim Druck trägt man auch Verantwortung für die Umwelt.“

Buchrücken

Umweltzeichen

Billiger geht immer, das ist klar. Aber gerade beim Druck trägt man auch Verantwortung für die Umwelt, da Holz kein unendlicher Rohstoff ist. Auch hier ist das Stichwort die Nachhaltigkeit, welche in den letzten Jahren fast zum Standard geworden ist, sodass umweltverträgliche Papier nur mehr minimal teurer als solche ohne jegliche Umweltsiegel sind.

Papiere des europäischen und nordamerikanischen Marktes sind grundsätzlich chlorfrei (ECF = Elementary Chlorine Free oder TCF = Totally Chlorine Free). Das gängigste Umweltzeichen im Papierbereich ist FSC (Forest Stewardship Council), ein weltweit gültiges Prüfsiegel, das sich nicht nur auf den Rohstoff bezieht, sondern auf die gesamte Verarbeitungskette vom Wald bis zur Druckerei. Das Siegel erhält man daher von der Druckerei, die selbst den Standards des Siegels entsprechen muss. Das PEFC-Symbol (Program for the Endorsment of Forest Certification Schemes) steht für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Die Anforderungskriterien von FSC und PEFC sind sehr ähnlich.

Recyclingpapiere werden nicht aus Holz hergestellt, sondern aus Altpapier. Auch hier gibt es Öko-Zertifizierungen zu beachten, da die Herstellung Bleichverfahren und hohe Wassermengen erfordert. Leider gibt es hierzu keine international etablierte Umweltlabel. In Deutschland garantiert der Blaue Engel, dass das Papier aus 100 Prozent Altpapier besteht. Recyclingpapiere verfügen meist über einen niedrigeren Weißgrad, sind also etwas gräulich.

Zudem sollte auf Regionalität geachtet werden: Wer stellt das Papier her, wie weit muss es bis zur Druckerei transportiert werden, wie weit ist es von der Druckerei zum Kunden? Regionalität drückt sich auch über ein besonderes Südtiroler Label aus: d+p steht für „designed + produced in Südtirol“.

Druckmaschine

Haptik

Probieren geht über Studieren. Über die Haptik und die optischen Eigenschaften eines Papiers kann kein Siegel und kein technischer Wert Aufschluss geben: Man muss Papier in den Händen halten, mit den Fingerkuppen darüberstreichen, es biegen, um seine Elastizität zu prüfen … Die Papierwahl sollte auch eine sinnliche Entscheidung sein. Am besten bittet man seine Agentur oder Druckerei um Papiermuster oder bedruckte Musterbücher: Während man bei den Mustern nur ein kleines unbedrucktes Blatt mit anderen vergleichen kann, drucken Papiermühlen auch ganze Papiermusterbücher, deren Seiten aus unterschiedlichen Papieren bestehen – immer mit denselben Motiven bedruckt. So kann man optimal die Druckeigenschaften und Wirkungen vergleichen.

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