Strich, Sternchen, Doppelpunkt?

Richtig Gendern: unsere Tipps für geschlechtergerechtes Schreiben und ein Beispiel aus unserer Redaktion

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Wer auf Deutsch textet, kommt um die Frage nicht mehr herum: Gendere ich, und wenn ja – wie? Wir wollen an dieser Stelle nicht die vielen Für und Wider auflisten, sondern uns mit dem Wie beschäftigen.

Wichtig: Gerade bei größeren Projekten wie einem Magazin, einer Website oder einer Kampagne sollte vorab eine Gender-Strategie festgelegt werden. Denn für welche Variante man sich auch entscheidet – das Ergebnis sollte einheitlich sein.

Aber wie gendere ich denn nun? Hier die gängigsten Varianten:

  • Die Texter/-innen: Der Schrägstrich ist der Klassiker und auch die einzige vom Duden anerkannte Form.
  • Die ProjektmanagerInnen: Das Binnen-I dient vor allem der Sichtbarmachung von Frauen neben den Männern, weil es dem generischen Femininum „die Projektmanagerinnen“ am ähnlichsten ist.
  • Die Redakteur*innen: Das Gendersternchen gilt als Symbol der Vielfalt und enthält neben Mann und Frau auch noch die anderen Geschlechter. Von den Formen mit Sonderzeichen wohl die verbreitetste.
  • Die Übersetzer_innen: Der Gender-Gap mit seiner Lücke steht ähnlich wie der Asterisk für geschlechtliche Variationen. Die Lücke soll auch im Gesprochenen hörbar sein.
  • Die Fotograf!nnen: Das Ausrufezeichen ersetzt das -i, ist also kein zusätzliches Sonderzeichen. In seiner Form ähnelt es ein wenig dem Binnen-I. Diese Variante kommt eher selten vor.
  • Die Grafiker:innen: Der Doppelpunkt ist eine relativ neue Variante. Gegenüber dem Sternchen hat er den Vorteil, dass er auf jeder Standardtastatur vorkommt. Übrigens eine inklusive Form auch für Menschen mit Sehbehinderung, denn Screenreader lesen den Doppelpunkt nicht vor wie andere Sonderzeichen, sondern machen an dieser Stelle eine kurze Pause.
  • Die Mitarbeitenden: Das Gerundium hat den Vorteil, dass auf Sonderzeichen verzichtet wird. Diese Form kann allerdings nur aus Verben gebildet werden, funktioniert also nicht immer.
  • Die Kolleginnen und Kollegen: Die klassische Doppelnennung ist grammatikalisch korrekt und besonders im Mündlichen beliebt. Wenn es der Platz im Layout zulässt, auch für Schrifttexte eine geeignete Variante. Nicht eingeschlossen werden hier Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren.

Welche Genderform passt zu meinem Text? Wichtiger als amtliche Korrektheit ist hier die Frage: Wer ist denn mein Zielpublikum?

Jüngere Leute sind mit den verschiedenen Gendervarianten meist vertraut, eine ältere, eher konservative Leserschaft bevorzugt tendenziell die Doppelform oder neutrale Begriffe wie eben „Leserschaft“ anstelle von „Lesern“. Ungeeignet sind solche neutralen Begriffe wiederum für Textsorten, wo das Zielpublikum direkt angesprochen werden soll, etwa bei Werbetexten. Der Zweck, den der Text erfüllen soll, ist somit ein ebenso wichtiger Faktor. Auch das Medium kann eine Rolle spielen – das Web nimmt Veränderungen und Trends schneller auf als der Printbereich, außerdem ist auf einer Website der Platz weniger knapp bemessen als etwa auf der Seite einer Broschüre. Aber wie bringe ich diese vielen Faktoren unter einen Hut?

Best Practice: ein Beispiel aus unserer Redaktion

Der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) wollte zu seinem 50-jährigen Bestehen ein Magazin herausbringen. Sehr schnell war klar, das Motto des VSS – Sport für alle – sollte sich auch in der Form widerspiegeln. Das Magazin hatte ja den Zweck, die Identifikation der VSS-Mitglieder mit dem Verband zu verstärken. Also gendern – ja, aber wie? Das Magazin sollte die Jugend, die der VSS hauptsächlich fördert, ansprechen. Gleichzeitig würden es viele Ehemalige lesen, also eher ältere, im konservativen Südtirol aufgewachsene Personen.

 

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In Hinblick auf diesen Teil des Zielpublikums haben wir für den VSS eine individuelle Strategie entwickelt:

  • Grundregel sind die Doppelformen, also „Sportlerinnen und Sportler“.
  • Bei Aufzählungen wechseln sich männliche und weibliche Formen ab: „Wir bedanken uns bei den Sportlern, Trainerinnen, Betreuern und Unterstützerinnen.“
  • Wenn möglich verwenden wir neutrale Formen wie „Ausbildungspersonal“ statt „Ausbilder und Ausbilderin“ oder das Gerundium, sprich „Teilnehmende“ anstelle von „Teilnehmerinnen und Teilnehmer“.
  • Steht keine neutrale Form zur Verfügung und lässt das Layout die Doppelform nicht zu, etwa in Grafiken, kommt die dudenkonforme Variante „Betreuer/-innen“ zum Einsatz.

Auf diese Weise haben wir das Zielpublikum, den Zweck und die Produktionsanforderungen des Layouts berücksichtigt. Diese Regeln wurden an alle Beteiligten (Chefredakteur, Texterinnen, Lektorat) kommuniziert. Am Ende entstand ein einheitlich gegendertes Magazin!

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